Im Westen was Neues

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Regnitz die Grenze zwischen dem ansbachisch-bayreuthischen - also protestantischen - Erlangen und den Weilern und Dörfern des früheren katholischen Hochstifts Bamberg. Die alten fränkischen Siedlungen westlich der Regnitz, also Büchenbach, Alterlangen, Häusling, Kosbach und Steudach, gehörten zu katholischen Herrschaftsbereichen, die bäuerliche Bevölkerung war fast rein katholisch. Alterlangen blieb auch nach der Reformation katholisch im Gegensatz zu Erlangen, das evangelisch-lutherisch wurde.

Die Entstehung der Johannesgemeinde ist eng verknüpft mit der starken Besiedlung des Erlanger Westens. Diese wurde erst möglich durch die Eingemeindung der Erlanger Vororte Alterlangen und Büchenbach in den Jahren 1920 und 1923.

1920 wurde die Ortschaft Alterlangen mit 446 Einwohnern in 63 Anwesen aus der oberfränkischen Landgemeinde Kosbach, Bezirksamt Höchstadt an der Aisch, in die Stadt Erlangen eingemeindet, die damals knapp 25.000 Einwohner hatte. Zu dieser Zeit bestand der Ort Alterlangen im wesentlichen aus dem jahrhundertelang gleichgebliebenen Ortskern mit der heutigen Alterlanger Straße als Hauptachse und dem Ortsteil St. Johann mit dem "Neuwirtshaus" (heute Gastwirtschaft Nägel gegenüber dem "Langen Johann") und vereinzelten Höfen an der Straße nach Dechsendorf.

Die Evangelischen der Ortschaft Alterlangen und der Wöhrmühle gehörten zum Nordwestsprengel der Kirchengemeinde Erlangen-Altstadt, die von Büchenbach und der Neumühle zur Kirchengemeinde Erlangen-Neustadt. In Alterlangen wohnten nach der Volkszählung von 1925 420 Katholiken und 58 Protestanten, in Büchenbach 1.041 Katholiken und 52 Protestanten.

Ab 1932, also noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde auf dem Büchenbacher Mühlanger, der vor dem 1. Weltkrieg der Erlanger Reichswehr-Garnison als Truppenübungsplatz diente und danach als Schafweide genutzt wurde, als staatliches Wohnungs- und Arbeitsbeschaffungsprogramm die Stadtrandsiedlung gebaut. Hier im Gebiet entlang der Schallershofer Straße lebten zunächst wenig begüterte Menschen: viele Arbeitslose und kinderreiche Arbeiterfamilien, darunter auch politische Gegner wie Sozialdemokraten und Kommunisten. Die Siedler bewirtschafteten Parzellen von 800 bis 1.000 qm. Gartenbau und Kleintierzucht wurden als Feierabend- und Wochenendbeschäftigung ausgeübt. Noch in den 50er Jahren - so berichtete der frühere Stadtvikar Wehrmann - war es bei Begräbnissen wichtig und üblich, den Verstorbenen mit der Bemerkung zu würdigen "Er versorgte seine Siedlerstelle gut".

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