Meditation Fensterbild 8

Bild 8: Die Fußwaschung

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Johannes 13,4-10+15

Er stand auf vom Abendmahl, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich.
Danach goß er Wasser in ein Becken, hob an, den Jüngern die Füsse zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. Da kam er zu Simon Petrus; der sprach: Herr, solltest du mir meine Füsse waschen?
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.
Da sprach Petrus zu ihm: Herr, nicht die Füsse allein, sondern auch die Hände und das Haupt!
Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, der bedarf nichts, als noch die Füsse waschen; denn er ist ganz rein.
Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe.

Ein erstaunliches Geschehen: Der, den die Jünger Meister nennen, kniet am Boden und wäscht seinen Schülern die Füsse. Hat denn niemand anders an diesen doch für das Mahl notwendigen Dienst gedacht oder war man sich zu schade dafür? Bisher haben sich die Jünger das schweigend gefallen lassen. Erst Petrus bekommt den Mund auf: "Nein, nicht du, Meister!" Seine abwehrende Geste unterstreicht diese Worte. Ein vorbildlicher Jünger; er weiß, was sich gehört: so verhält sich ein Schüler gegenüber seinem Lehrer; da gehört sich Respekt.- Aber bei Jesus ist das offensichtlich nicht so. Denn er, sein Leben und Sterben steht ganz im Zeichen des Dienens, des Sklavendienstes, wie es das Fußwaschen bei Tisch damals war. Wie ein Sklave ist er nur dafür da, für andre dazusein. Und Jünger Jesu haben nichts andres zu tun, als sich das gefallen zu lassen. Das eben zeichnet Jünger Jesu aus. Jesus ist Geschenk, sein Leben und Sterben ist Geschenk -für uns. Wie Petrus wollen wir aber oft davon nichts wissen. Denn "so etwas gehört sich nicht"; wir wären doch die, die dienen müßten. Doch genau damit lassen wir Christus nicht an uns heran, weil wir damit das Geschenk seiner uns dienenden Liebe ablehnen. Es geht bei Gott eben nicht so: von uns, aus uns. Denn alles kommt von und aus Gott durch Christus, unsern Heiland. Nicht wir machen Leben, auch unser Leben, heil; Heiland und Retter ist allein Christus. Christus zeigt, was allein mögliche Antwort wäre: Vor dir habe ich nichts, was mich auszeichnet, alles kommt allein von dir, und was du, Herr, mir schenkst, das genügt, um mich für dich rein und gerecht sein zu lassen.

Freilich, die Geschichte geht noch weiter: "Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe."- "Was ihr getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40). Vielleicht sagen jetzt einige: "Also doch! Da ist eben doch etwas, was von uns kommt. Jesu Zuspruch, sein Leben und Sterben für uns, das nimmt nun auch uns in Anspruch." Ja und nein! Es ist freilich nicht ein neues Gesetz, das wie eine drückende Last uns aufgelegt ist und das wir ohnehin nicht erfüllen können. Oder ist da einer von uns, der es könnte? Aber wozu wäre dann Christus gestorben, wenn das Gesetz nun doch gelte, sozusagen als die von uns geforderte Antwort, die noch zu Christi Tat hinzukommen müßte? Christus ist aber ein für allemal für uns gestorben, in ihm ist alles geschehen, was uns Gemeinschaft mit Gott schenkt.

".., wie ich euch getan habe"- "das habt ihr mir getan". Vielleicht ergänzen wir diese beiden Worte, um sie klarer zu verstehen, durch die letzte Zusage Christi an seine Jünger: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Jesus Christus ist da, bei uns, unter uns, in uns und uns gegenüber. Er wirkt durch uns, die wir in seinem Namen sein Hoheitszeichen für die Welt sind. Durch uns will Christus an uns wirken, all unser Tun geschieht durch Christus. Nicht wir, ER wirkt. Wie das Hoheitszeichen die Macht und Herrschaft seines Trägers als Herrschaft seines Trägers anzeigt, wie es von sich aus nichts wirkt, sondern nur in der Hand des gekrönten Königs, so will Christus durch uns seine Macht und Herrschaft in der Welt ausüben und der Welt zeigen. Wir sind, die wir im Namen Christi sein Hoheitszeichen für die Welt sind, Handlanger und Werkzeuge in seinen Händen für die Welt, in seinem Namen vor der Welt für die Welt in Dienst genommen, ob wir es wollen oder nicht. Durch uns will Christus der ganzen Welt dienen, in unserm Dasein für die Welt dasein. Christen sind Sklaven der Welt im Namen Christi durch Christus.

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