Jesus am Kreuz – Ur-Symbol christlichen Glaubens
Der gekreuzigte Christus, der Jude Jesus, der den römischen Schmachtod am Kreuz erleidet, führt ins Zentrum christlichen Glaubens, der sich auf diesen Jesus beruft. Das Kreuz, Zeichen des Scheiterns und des ohnmächtigen Endes eines Lebens, wird freilich zum Hoffnungszeichen für alles Leiden und Sterben der Menschen, weil Gott diesen Menschen in sein Leben hinein gezogen hat – damit kein Mensch mehr sinnlos und ohne Hoffnung leiden und sterben muss. Mehr noch: Am Kreuz stirbt die Sünde selbst, indem Jesus die Gottesferne aushält.
Weil alles menschliche Leiden und Sterben so auch seine Würde behält, wird das Leiden und Sterben dieses Einen auf Golgatha nicht tabuisiert und verschwiegen, sondern es ist darstellbar – auf höchst unterschiedliche Weise und in unzähligen künstlerischen Facetten. Verschiedene Kreuze hängen in unseren Räumen.
Eindrucksvoll steht die Altarplastik jedem Besucher der Johanneskirche vor Augen. Der Bildhauer Karlheinz Hofmann aus Willing/Oberbayern hat sie gestaltet, ebenso wie den Altarraum selbst mit Kanzel, Altar und Taufstein. Es sind die drei Kreuze aus Lukas 23, die dargestellt sind. Die Körper sind symbolisch-reduziert dargestellt, die Plastik ist aus Bronze geschmiedet und verschweißt und steht etwa 40 cm frei vor der Wand, so dass Licht unterschiedliche Schattenwirkungen und Verkreuzungen erzeugt. Christus in der Mitte ist die beherrschende Figur (2,5 m hoch), die beiden anderen sind mit dieser verbunden, allerdings nicht in gleichem Abstand. Abgebildet ist die Szene des Dialogs Jesu mit den beiden Verbrechern zur Rechten und zur Linken. Während der eine Jesus schmäht, erkennt ihn der andere als Sohn Gottes. Dennoch: Die Darstellung trennt keinen der beiden von dem gekreuzigten Jesus, weil in diesem auch Gott sich von keinem Menschen mehr trennen lässt.
Unter der Empore in der Mitte der Gebetswand hängt ein Kreuz mit Corpus aus dem 17.Jh., ein Geschenk der Mutterkirche Altstadt.
Im oberen Saal des Gemeindehauses hängt ein ähnliches Kreuz, das das Ehepaar Architekt Hans und Gusti Seeberger um das Erbauungsjahr des Gemeindehauses 1976 in Oberammergau erworben und der Gemeinde geschenkt hat.
Eindrucksvoll ist der Kreuzes-Torso, der, von den meisten unbeachtet, in der Kapelle im Keller des Pfarrhauses (Abbildung hintere Umschlagseite) hängt, ein Dachbodenfund, den Pfarrer Dilling erworben hat. Der armlose Corpus war immer umstritten, wurde aber von Dilling so gedeutet, dass der Mensch das angefangene Werk Christi durch seine Tat umsetzt, so wie es ein altes Gebet aus dem 14. Jh. sagt: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.“
Pfarrer Christoph Reinhold Morath
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