Predigt vom 17. Februar 2021 Aschermittwoch

Psalm 51

12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen festen Geist erneuere in meinem Innern! 13 Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! 14 Gib mir wieder die Freude deines Heils, rüste mich aus mit dem Geist der Großmut!

Ich bin evangelisch. In einer fast komplett evangelischen Umgebung aufgewachsen.

Erst vor drei oder vier Jahren habe ich das mit dem Aschekreuz am Aschermittwoch selbst kennengelernt. Habe selbst das Kreuz aus Asche empfangen auf der Stirn. Ganz ehrfürchtig habe ich das empfangen. Und durfte es später sogar selbst austeilen. Ganz ehrfürchtig habe ich das ausgeteilt. Mir ist das lieb geworden, dieses Zeichen.

Wie oft schon war ich am offenen Grab gestanden, habe die Erde hineingeworfen und dieses tiefen, wahren Worte gesprochen: „Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche zu Asche!“

Daran hat mich das Aschekreuz erinnert. Wir sind – Asche, Staub, Erde.

Erde, Staub, Asche sind wir – wenn da nicht einer aktiv wird. Erde sind wir – wenn da nicht einer die Erde nimmt und sie an-haucht.

Staub sind wir – wenn da nicht einer den Staub formt und seinen Atem hineinbläst.

Asche sind wir – wenn da nicht einer die Asche erweckt mit dem Geist des Lebens.

Darum bittet der Psalm: Erschaffe, Gott, in mir den neuen Geist! Erschaffen – das ist das, was nur Gott kann. Und wenn wir belebt werden mit seinem Atem, dann leben wir in der Freude des Heils.

Gott muss aktiv werden, darum bittet der Psalm.

Dieser Psalm 51 gehört zu den Glanzlichtern der Bibel. Ein Gebet eines Menschen, der großes Unrecht getan hat. Der voll Erschrecken innehält. Der voller Demut Gott bittet um einen neuen Geist.

Der Hintergrund ist schnell erzählt, viele kennen diese Geschichte: Vom König David, der seine Stellung ausnutzte. Sich eine Frau nahm, die er begehrte. Sie war verheiratet – davon ließ er sich nicht bremsen. Schuld zieht Schuld nach sich. Am Ende meinte er, mit einem Auftragsmord davonkommen zu können. Sein Gewissen wacht erst auf, als der Prophet Nathan zu ihm kommt. Und ihm eine Geschichte erzählt, in der ein anderer Mensch gemein handelt. Den verurteilt David. „Das geht ja nicht, was der macht!“ Da antwortet der Prophet: „Du selbst bist der Mann.“

Ach, wenn es doch solche Propheten zuhauf gäbe mit der Gabe der Rede, die Einsicht schafft und Umkehr. Wir könnten sie so gut gebrauchen – für Kardinal Woelki, für Donald Trump, für Wladimir Putin – ach unzählige Nathans bräuchten wir!

Oder geraten wir mit solch einem Wunsch schon auf falsches Gleis? Wie war das bei Jesus, der in den Sand schrieb und dann sagte: „Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“?

Zum Glück brauchen nicht alle Menschen einen Nathan, um umzukehren, sich neu auf Gott auszurichten. Viele sind so ernsthaft bemüht, dass ihr aufrichtiges Gebet reicht.

Zum Beispiel eben dieses Gebet um einen neuen Geist.

Und wir können dieses Gebet voll Vertrauen beten. Gott wird diese Bitte erfüllen.

heute für uns: Erschaffe mir Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist! Lass mein Luftholen Anteil haben an Deinem göttlichen Atem. Lenke mein Sinnen und Trachten mit Deinem Heiligen Geist!

Und da kommen wir zur Form, in der die Asche auf die Stirn gezeichnet wird. Es ist ja nicht einfach ein schwarzer Fleck wie bei dem Kartenspiel „schwarzer Peter“. Es ist ein Kreuz. Und, nein, das Kreuz ist KEIN Zeichen des Todes, sondern Zeichen des Lebens. „Der, der am Kreuz umgebracht wurde, der lebt!“ Das ist die Botschaft dieses Zeichens. Deshalb wurde das Kreuz das Urlogo aller Christenleute: Weil er Gekreuzigte auferweckt wurde. Den Tod überwunden hat. Das Kreuz ist ein Lebenszeichen.

Die Asche als, die uns an unsere Vergänglichkeit erinnert. In Kreuzesform, das uns mit hineinnimmt ins ewige Leben.

In diesem Jahr wird es die Asche nur als Staub über dem Haupt geben – aber Sie können ja selbst in das Zeichen des Kreuzes stellen. Amen.

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