Predigt vom 27. November 2022

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! Amen.

Liebe Gemeinde!

Einen festgelegten Predigttext gibt es für jeden Sonntag. Das ist gar nicht so schlecht – Denkanstöße erhalten wir so und Ermutigung. Das kommt auf uns zu, wir müssen es nicht künstlich suchen, es wird uns gegeben...

Der Predigttext für heute – ist eine Herausforderung. Eine Challenge. Ein uralter Brief – tausendneunhundertzwanzig Jahre alt. An eine Gemeinde mit dem fremdartigen Namen „Laodicäa“. Schon lange von Landkarten verschwunden ist dieses Laodicäa. In der heutigen Türkei lag sie, am Fluß Lykos gelegen mit seinem erfrischend kühlen Wasser. Heiße Heilquellen in der Nähe. Eine Stadt mit technischem know-how: Stoffe konnten sie färben, tiefblau, fast schwarz. Eine Stadt mit medizinischem know-how: Augensalbe stellen sie dort her und verkauften sie weithin. Eine Stadt mit Geld und Selbstbewusstsein, so a weng „mir san mir“. Kommt Ihnen da was bekannt vor? Ja, so ist das mit diesen Bibeltexten, da kommt ein Schreiben an ein Brief an die Gemeinde zu Laodicäa – in der Schallershoferstr. 24 in 91056 Erlangen. Hören wir!

Ich trage den Text vor in einer freien Übertragung, die auf einer genauen Auslegung fußt. Vergleichen Sie gerne zu Hause, diskutieren Sie gerne im Hauskreis oder mit mir oder beim Bibelgesprächskreis – Denkanstöße gibt es hier zuhauf!

Eine Stimme hört der Seher Johannes. Eine Himmelstimme. „Schreib! Schreib an meine Gemeinde in Laodicäa. Sie gehören zusammen, ob sie davon wissen oder nicht, sie haben EINEN himmlischen Vertreter. Schreib an den. Für alle.

[14»Schreib an den Engel der Gemeinde in Laodizea:] ›So spricht der, der das Amen ist, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang von Gottes Schöpfung:15 Ich kenne deine Taten. Du bist weder kalt –erfrischend wie der kühle Fluss-  noch heiß – wärmend und heilend wie die Quellen. Ach, wärst du doch kalt oder heiß!16 Doch du bist lauwarm, lauwarm ist zum Kotzen..17 Du sagst: Ich bin reich, habe alles im Überfluss und mir fehlt es an nichts. Dabei weißt du gar nicht, wie unglücklich du eigentlich bist, bedauernswert, arm, blind und nackt.18 Ich gebe dir einen Rat: Kauf Gold von mir, das im Feuer gereinigt wurde. Dann bist du wirklich reich! Und kauf weiße Kleider, damit du etwas anzuziehen hast. Sonst stehst du nackt da und musst dich schämen! Kauf außerdem Salbe und streich sie auf deine Augen. Denn du sollst klar sehen können!19 Allen, die ich liebe, sage ich, was Sache ist, ich bin ein konsequenter Erzieher. Mach also Ernst und ändere dich.20 Da! Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn du meine Stimme hörst und die Tür öffnest, werde ich zu dir hineingehen und mit dir essen und du mit mir. 21 Wer sich nicht unterkriegen lässt, darf mit mir auf meinem Thron sitzen – so wie auch ich den Sieg errungen habe und neben meinem Vater auf seinem Thron sitze.‹22 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!«

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Hören wir die Stimme?

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!

EG 1,1

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Ja – wie, wie klopft er denn an, der Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, der sanftmütige und barmherzige König?

poch/poch - Wie klopft Jesus Christus an?

Unspektakulär. Schlicht.

Da habe ich Angst. Und bete in meiner Angst. Und erlebe dann einen Moment der Ruhe. Und kann sie fast hören, die Stimme des Auferstandenen, der sagt „in der Welt habt ihr Angst – aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Wie er anklopft?

Ich finde einen wunderbaren Text einer Mystikerin aus dem 14. Jahrhundert, von Juliana von Norwich:

So ist Jesus Christus unsere wahre Mutter, er, der durch das Gute das Böse überwindet. Von ihm bekamen wir unser Sein; denn dort liegt der Urgrund der Mütterlichkeit und all die süße Geborgenheit der Liebe, die nie aufhören wird, uns zu umgeben. So wahr Gott unser Vater ist, so wahr ist Gott unsere Mutter. Eine gute, liebevolle Mutter kennt und versteht die Bedürfnisse ihres Kindes. Sie umgibt sie mit großer Zärtlichkeit. Niemals wird sie in ihrer Liebe dulden, dass ihr Kind auf irgendeine Weise in Gefahr gerät. Und selbst wenn unsere irdische Mutter ihr Kind zugrunde gehen ließe, so wird doch Jesus, unsere himmlische Mutter, niemals zulassen, dass wir, seine Kinder, verlorengehen.

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Wie er anklopft?

Da sind wir mit Konfis in der Kirche, wir gucken unsere Kirchenfester an und da ist das mit der Sturmstillung dabei. Diese wunderbare Geschichte als die Wellen das Boot hin – und herschleudern.  Und Jesus? Schläft. Wird geweckt, und stillt den Sturm. Ein Konfirmand hat ganz direkt gesagt: Das ist eine gute Geschichte für die Pubertät! Da geht es auch immer so hin und her!

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Da hören wir seine Stimme „ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt und ihr habt mich gekleidet, ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen“
ja, so klopfen Menschen an bei uns und in diesen Menschen bittet der Auferstandene selbst um Hilfe.

Hier haben wir den tiefsten Beweggrund, warum diese große evangelische Hilfsaktion „Brot für die Welt“ entstanden ist.

Zwei Konfirmandinnen sind mutig und interviewen die beiden Frauen von konfi@home:

Interview mit Frau G. Mayer

Warum spenden Sie für Brot für die Welt?

Weil ich die Nächstenliebe im Blut habe.

Wie bitte, das verstehe ich nicht!?

Naja, das habe ich auch ein bisschen komisch gesagt. Ich bin christlich erzogen worden und habe gelernt, dass es darum geht Gott zu lieben UND unsere Nächsten.

Ach ja, wir hatten beim letzten KonfiTreff eine Bibelstelle, da hieß es „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Genau. Nächstenliebe. Das ist für mich etwas ganz wichtiges. Ich helfe gerne. Ich finde, dass ich privilegiert bin, wenn ich helfen kann.

Aber die Menschen, für die Brot für Welt Geld sammelt, sind ja gar nicht die Nächsten, die sind doch nicht nah, die wohnen doch voll weit weg!

In Gottes Augen sind wir alle Menschen seine Kinder. Überall auf der Welt. Wir gehören zusammen. Gott will, dass allen Menschen geholfen wird!

Ja, das glaube ich auch. Danke für das Interview!

 

Interview mit Frau G. Studtrucker

Warum spenden Sie für Brot für die Welt?

Damit es ein bisschen gerechter zugeht auf der Welt.

Geht es denn so ungerecht zu? Ich muss mich auch jeden Tag anstrengen, früh aufstehen, fertig machen, zur Schule fahren, nichts vergessen, versuchen, die Lehrer zu verstehen und so weiter! Und meine Mama erst, die muss sich auch anstrengen!

Ich muss mich auch anstrengen, jeden Tag – früh aufstehen, fertig machen, zur Schule fahren –

- ich weiß, ich weiß, Sie sind Lehrerin!

- nichts vergessen, versuchen, die Schülerinnen und Schüler zu verstehen... und so weiter, wir sind uns einig, wir müssen uns auch anstrengen, jeden Tag! Bei uns kommt aber auch was raus, wenn wir uns anstrengen! Ich verdiene mein Geld, Deine Mama verdient ihr Geld, Du lernst ganz viel, was Dir dann auch hilft, die richtige Arbeit für Dich zu finden. Aber Kinder in armen Ländern können manchmal nicht mal zur Schule gehen! Die müssen arbeiten! Statt Lesen zu lernen müssen sie Steine klopfen oder Müll sammeln – das ist ungerecht!

Das finde ich auch ungerecht. Und da macht Brot für die Welt was dagegen?

Ja, ich habe von einem Projekt in Mosambique erfahren: Da gibt es jetzt ein Zentrum für Kinder direkt am Müllberg. Da können die Kinder hin, es gibt Unterricht und was zu essen. Sie sammeln immer noch Müll, aber nur noch am Nachmittag, es wird also besser.

Danke für das interessante Interview!

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – für den sanftmütigen, barmherzigen König!
EG 1, 2+3

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Ich hoffe so, dass wir das Klopfen hören! Und dann auch aufmachen, klar.

Es ist ja unsere Rettung, die hier anklopft! Und ich habe mir lange überlegt, ob es eben auch unsere Rettung ist, wenn wir von hören, die unsere Hilfe brauchen. Ja, ist es, die Interviews haben das gezeigt: Es ist unsere Rettung, weil wir alle Menschen zusammengehören. Und es ist unsere Rettung, weil wir uns nach Gerechtigkeit sehnen.

poch/poch - Jesus Christus klopft an. Könnt Ihr es hören?

Es ist ja unsere Rettung, die hier anklopft!

Ich hoffe sehr, dass wir es nicht machen wie das schwäbische Ehepaar, das beim Wandern abgestürzt ist.

Ich muss mich schon mal entschuldigen, das ist jetzt ein Witz für den wir einfach die Schwaben brauchen. In echt könnten das auch Leute sonstwoher sein, ich möchte niemand diskriminieren! Also, dieser Witz geht so:

Ein schwäbisches Ehepaar ist im Gebirge unterwegs. Sie haben ihre Fitness überschätzt oder das Gebirge unterschätzt, jedenfalls rutschen sie an einer steilen Stelle ab. rrrrtschschsch. Sie finden sich am Boden wieder, steil und eng ist es um sie herum, sie merken: Da kommen wir selber nicht hoch, wir brauchen Hilfe! Also warten sie. Nach längere Zeit hören sie oben Schritte. Jemand schaut über den Rand. Und sagt: „Hier ist das Rote Kreuz!“ Das schwäbische Ehepaar: „Mer gäbet nix!“

poch/poch Jesus Christus spricht: Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn du meine Stimme hörst und die Tür öffnest, werde ich zu dir hineingehen und mit dir essen und du mit mir.

Amen.

Und der Friede Gottes...

Also: Türen und Tore weit!

EG 1,4+5

 

Pfarrerin Dr. Bianca Schnupp

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