Predigt vom 3. Oktober 2021 Erntedank

3. 10. 2021 Erntedank Gottesdienst für Groß und Klein
Johanneskirche Erlangen

Pfarrerin Dr. Binaca Schnupp

 

2. Korinther 9,6-15

 

Die Gnade…

Liebe Gemeinde!

Wer gibt, bewegt sich in einem Raum von Liebe und Freude.

Die Mutter ist krank. Sie muss ins Krankenhaus. Das kleine Mädchen, etwa 2 ¼ Jahre, bleibt bei der Oma. Es ist schön bei der Oma. Eines Tages dürfen sie die Mutter besuchen. An dem Tag hat das Mädchen die ganze Zeit eine fest geschlossene Hand. Die macht es nicht auf. Fragen, was da los ist, warum es die Hand nicht öffnet, überhört das Kind. Dann sind sie im Krankenhaus. Das Mädchen kann gerade so mit seiner Hand auf die Bettdecke der Mutter reichen. Da öffnet es die Hand. Ein Gänseblümchen fällt aufs Bett. Die Kleine hat der Mama ein Geschenk mitgebracht. Eine Gabe. Die Mutter nimmt die Blüte mit einem Laut, in dem Lachen und Schluchzen verschwimmen.

Vom Geben haben wir es heute. Vom fröhlichen Geben. Da geht es mir als Pfarrerin gut, denn ich kenne viele, die fröhlich geben! Das kann Geld sein – für die Kirchengemeinde hier. Weder Kirche noch Orgel stünden hier, gäbe es die fröhlichen Geber nicht. Weder unseren Jugendleiter Kent noch mich gäbe es hier ohne fröhliche Geber. Bücher zum Leihen hätten wir nicht ohne fröhliche Geber von Geld und Zeit. Andere spenden für Menschen in anderen Ländern. Den Konfirmandinnen und Konfirmanden geben wir jedes Jahr 3 Projekte zur Auswahl, wo sie helfen wollen. Immer spenden die Jugendlichen freigiebig von ihrem Geld. In diesem Jahr hat mich besonders eine gerührt, die einfach allen drei Projekten was gespendet hat – und gar nicht so wenig!

Andere geben ihre Fähigkeiten, ob es ums Orgelspielen geht oder ums Singen. Ob einer sein Siemens-Organisationstalent hier einbringt oder eine ihr Umweltmanagement Studium in der Kirchengemeinde als Umweltbeauftragte fruchtbar macht.

Oder ums Laufen: Unser jüngster Austräger vom KONTAKT ist gerade mal 11 Jahre alt – und unsere älteste Austrägerin geht auf die 100 zu!

Ja, wir kennen fröhliche Geber und können selbst fröhlich geben!

Wir erleben genau das, was Paulus schreibt. Ich lese die ersten Verse unseres Predigttextes – nach der neuen Übersetzung der Basisbibel.

6Das aber sage ich euch: »Wer spärlich sät, wird spärlich ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten.« ah, hier muss ich leider etwas ändern, Paulus schreibt nicht einfach „reichlich“, Paulus spricht vom Segen: „wer im Segen sät, wird auch im Segen ernten.“

7Jeder soll so viel geben, wie er sich selbst vorgenommen hat. Er soll es nicht widerwillig tun und auch nicht, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Denn wer fröhlich gibt, den liebt Gott. 8Gott aber hat die Macht, euch jede Gabe im Überfluss zu schenken. So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit alles, was ihr zum Leben braucht. Und ihr habt immer noch mehr als genug, anderen reichlich Gutes zu tun.

 

Geben aus Freude – dazu gehört unser Kanon von der Freude, die flattert wie Vögel am Himmel!

Lied: Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel, die Nacht ist verflattert. Ein neuer Tag von deiner Liebe – Herr, wir danken dir!

Wir habens grade ja schon gehört: Woher kommen die fröhlichen Geber? Es sind die, die wissen, was ihnen selbst geschenkt ist und davon mit Freude abgeben. Es ist ein Glück, dass ich hier in Deutschland geboren bin. Dass ich im Frieden aufgewachsen bin. Dass ich zur Schule gehen konnte und lernen und studieren. Dass ich Eltern habe, die mir viel möglich machen konnten. Dass ich eine Arbeit habe, die mir auch noch Freude macht – Ja, da gebe ich gerne ab.

Jesus hat die vielen Leute satt gemacht, weil einige etwas gegeben haben. Er hat das Brot nicht aus dem Nichts gezaubert, es gab sieben Brote und einige Fische – und davon wurden Unmengen Menschen satt.

Unverzagt geben wir das, was wir haben. Unser Gott beschenkt uns, wir geben davon weiter und Gott macht Großartiges draus. Aus Einzelstimmen einen Chor, aus Einzelspenden ein vielfarbiges Glasfenster, aus dem Willen, Fremden beizustehen, gerettete Menschen, aus Kirchenvorstandssitzungen Gemeindeentwicklung, aus vielen einzeln gefüllten Briefkästen ein optimales Informationssystem für alle …

Ich habe eine schöne Stimme, die soll erklingen – ich habe ein gutes Auskommen, davon gebe ich ab – ich gehe sowieso die Möhrendorferstraße entlang, da werfe ich den KONTAKT ein – ich verstehe was vom Bau, das trage ich bei –

Wir geben, was wir haben: Dabei ist es wichtig, dass wir uns nicht ausquetschen müssen. Lange Zeit war das vor allem für Frauen eine Beschwernis. „Ich muss geben.“ Nein, so ist es nicht. Wir sollen nicht geben wie eine Wasserleitung, die das Wasser weiterleitet. Wir können geben wie eine Brunnenschale, die das Wasser empfängt. Und voll wird. Und überfließt… So geben wir, weil wir so viel empfangen haben. So geben wir von selbst und mit Freude.

Ich lese die nächsten Verse unseres Predigttextes:

9So heißt es ja in der Heiligen Schrift: »Er verteilt Spenden unter den Armen. Seine Gerechtigkeit steht fest für immer.« 10 Gott gibt den Samen zum Säen und das Brot zum Essen. So wird er auch euch den Samen geben und eure Saat aufgehen lassen. Euer gerechtes Handeln lässt er Ertrag bringen.11Er wird euch so reich machen, dass ihr jederzeit freigebig sein könnt.

Und dann kommt schon der neue Gedanke:

Und aus eurer Freigebigkeit entsteht Dankbarkeit gegenüber Gott, wenn wir eure Gaben überbringen.

Aber erst einmal singen wir: Ich will den Herrn loben - … Ich will Gott loben für alle seine Gaben!

Geben verbindet. Sogar, wenn man sich gar nicht kennt. Deshalb sammelt der Paulus. Die Gemeinde in Korinth soll ihm Geld mitgeben für die Christenleute in Jerusalem. Die in Jerusalem sind die allerälteste Gemeinde – aber auch sehr arm. Wenn sie von denen aus Korinth unterstützt werden, dann merken sie: Da gibt es Gläubige, die denken an uns. Die vergessen uns nicht. Wir gehören zusammen. Und die Korinther freuen sich, etwas für die tun zu können, von denen sie das Geschenk des Glaubens haben. Geben verbindet. Die Leute, denen das Hochwasser alles weggespült hatte, waren so dankbar für alle Hilfe, die ihnen zeigte: Ihr seid nicht allein, wir helfen euch!

Oft weiß ich nicht, welche Menschen ganz genau mit meiner Spende erreicht werden. Wir haben einfach seit Jahren einen Dauerauftrag für Brot für die Welt und nehmen einfach an, dass das Gutes bewirkt. Ob die Spende der Korinther wirklich ankam in Jerusalem, bleibt im Dunkel der frühen Kirchengeschichte… Die Verbindung untereinander hat es in jedem Fall gefördert. Manchmal aber erfahren wir auch eine ganze, runde Geschichte:

Es war schrecklich in Südvietnam in den Jahren ab 1975, als die Soldaten aus dem Norden einmarschierten. Vielen Menschen flohen. Weil sie an der Küste wohnten, setzen sie sich ins Boot und fuhren einfach drauflos so nach dem Motto „etwas Besseres als den Tod finden wir überall!“

 

Fuang erzählt. Er ist so alt wie ich. Er stammt aus Vietnam. Noch als er ein Kind war, wurden dort die Zeiten schrecklich. Als er 16 Jahre alt war, sah er, wie Nachbarn ein Boot herrichteten. Gar nicht so klein, ein schlichtes Boot aus Holz, aber 133 Leute gingen rein. Er stieg kurzentschlossen dazu. Essen und Nahrung für zwei Tage hatten sie dabei. Und ihr Gottvertrauen: „Der sieht uns.“. Der dritte und der vierte Tag ohne Essen und ohne Trinken gingen noch, dann wurde es schlimm. Sie fingen Regenwasser auf mit Planen. Und sammelten es in Ölkanistern. Es muss schrecklich geschmeckt haben. Dann kam ein Sturm. Den überstanden sie gerade so. Dann wurden sie erspäht. Von einem Hubschrauber. Der zu dem deutschen Schiff „Kap Anamur“ gehörte. Kap Anamur sage ich – dafür habe ich schon mal gespendet! Fuang wurde von Kap Anamur gerettet. Er erzählt. Wir essen Nudeln und Gemüse und Kuchen. Dann muss er weg – zur Vorabendmesse, ja er gehört zur katholischen Schwestergemeinde. Und ich, ich lobe Gott, wie Fuang es auch tut.

Ich lese die letzten Verse unseres Predigttextes:

Und aus eurer Freigebigkeit entsteht Dankbarkeit gegenüber Gott, wenn wir eure Gaben überbringen.12 Denn die Ausübung dieses Dienstes lindert nicht nur den Mangel, an dem die Heiligen leiden. Sie ist auch deshalb so wertvoll, weil sie große Dankbarkeit gegenüber Gott bewirkt.13 Weil ihr euch in diesem Dienst so bewährt habt, werden sie Gott loben. Denn daran sehen sie, dass ihr euch gehorsam zu der guten Nachricht von Christus bekennt. Und an eurer Freigebigkeit merken sie, dass ihr mit ihnen und allen Gemeinschaft haltet.14Und wenn sie für euch beten, werden sie das voll Sehnsucht nach euch tun. Denn sie haben erkannt, dass Gott euch in so reichem Maße seine Gnade geschenkt hat.15 Dank sei Gott für seine Gabe, die so unbeschreiblich groß ist!

Ja, Dank sei Gott für seine unaussprechliche Gabe!

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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