Predigt vom 20. März 2022

Begrüßung:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Auferstandene, unser Herr, sei mit Euch allen! (Und mit deinem Geist!)

 

Einen guten Morgen wünsche ich – ich bin froh, dass wir miteinander Gottesdienst feiern können! In diesen Zeiten des Schreckens, der Hilflosigkeit, der Besorgnis merke ich ganz stark, dass Gottesdienst eben auch heißt: Gott dient uns. Gott dient uns mit Zeit zur Ruhe, mit gemeinsamen Hören auf die Schrift, gemeinsamen Gebet, gemeinsamen Gesang.

Heute hätte dieser Gesang lauter Gospels sein sollen.

Aber, leider: Der Chorleiter Andreas Schmidt ist erkrankt, wir singen heute also einfach selbst – keine Gospels, aber moderne Kirchenlieder. Und unser Johanneschor unterstützt uns – wie schön, danke Euch!

Okuli heißt unser Sonntag heute – Augen. Meine Augen schauen auf den Herrn. Ja, wohin richten sich unsere Augen? Darum dreht sich heute alles. Ob es darum geht, wie der Wochenspruch es sagt: „Wer die Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ – Es geht ja nicht darum, nie zurückzuschauen. Das muss man manchmal – um zu verstehen und um zu lernen aus dem Vergangenen. Es heißt ja nicht: Schaue nie zurück! Aber wenn man eine Arbeit angreift und einen Auftrag ausführt, wenn man das Gelernte umsetzen will, eben wenn wir zum Handeln gerufen sind, die Hand an den Pflug legen müssen, dann gilt es, nicht zurückzuschauen.

Unser Psalm, der Gesang heute im Gottesdienst, der Jahrtausende alt ist, der spricht auch von Augen – von Gottes Augen, der die Gerechten sieht und ihre Not. Um einen Blickwechsel geht es also auch, zwischen Gott und seinen Leuten. Das Vaterunser nimmt wieder unsere Blicke auf, erst in den Himmel, dann zu uns, am Schluss wieder nach oben. Und beim Predigttext geht es auch darum, zu gucken, auf die schlichte und gute Hilfe, die da ist, direkt bei mir.

Wir halten jetzt einen Moment Stille. Schauen mit unseren Augen des Herzens zu Gott. Was wollen wir Gott sagen?

                                                        

Lesung:

Für diesen Sonntag Okuli ist ein Text aus dem Lukasevangelium vorgesehen, der in diesen Tagen ungeahnte Aktualität hat.

Wenn wir die Bilder der Flüchtenden sehen und vom Menschensohn hören, der keinen Ort hat, an dem er sich ausruhen kann. Nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann.

Wenn wir von Menschen hören, die ihre Toten nicht begraben konnten, weil sie fliehen mussten.

Wenn ein Abschied nicht möglich ist, weil die Zeit drängt.

Wenn man nicht zurückschauen darf, weil der Fluchtweg gefunden werden muss.

War Jesus denn auf der Flucht? Nein, war er nicht.

Und ist doch allen Fliehenden nahe.

Hat keinen irdischen Ort zum Ausruhen.

Bringt aber das Reich Gottes – größer und heller und wunderbarer als jeder irdische Ort. Durchaus im Diesseits zu finden! Aber auch größer als nur das Diesseits...

Und die, die zu Jesus gehören, sollen wissen: Am Ende gehört ihr zu Gottes Reich – auch wenn ihr nichts habt, wo ihr euer Haupt hinlegen könnt. Am Ende lebt ihr in Gottes Reich – und eure Toten auch! Am Ende ist es entscheidend, nach vorn zu blicken – sich an Gottes Reich zu orientieren, groß und hell und wunderbar ist es! Dazu beruft uns Jesus Christus.

 

Ich lese aus dem Lukasevangelium, Kapitel 9, die Verse 57 bis 62:

 

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. 58Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

59Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber:

Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.

60 Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!

61Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.

62Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

 

Predigt zu 1. Könige 19, 1-8

Kurzpredigt im Gospelgottesdienst am 20. März 2022

Okuli – 1. Könige 19,1-8 – Johanneskirche Erlangen

 

Der erste Teil unserer Bibel, der hat es in sich. „Altes Testament“ wird er oft genannt. Manchmal wird das „Alt“ auch im Sinne von „kann das weg? Das ist doch schon alt!“ verstanden. Manchmal wird dem „alten“ das „neue“ Testament entgegengesetzt so nach dem Motto: „Das eine hat ganz schön komische Ansichten, aber zum Glück haben wir ja das andere, das neue!“ Beim Thema „Feinde“ passiert das gerne. Die Gebete um Gottes Hilfe gegen die Feinde in den Psalmen, die werden so mit spitzen Fingern angefasst – und der Bergpredigt Jesu entgegengestellt.

In diesen Tagen klingen diese Psalmen wieder anders. Un-erhört aktuell. Oft, ganz oft, haben bei Konflikten ja beide Seiten so ihre Anteile, keine Frage. Aber, das haben wir beim Thema „Missbrauch“ gelernt und lernen es jetzt gerade bitter durch den Überfall Putins auf die Ukraine: Es gibt auch ganz klar falsches Verhalten, ganz große Gemeinheiten – und da ist es gut, dass unsere Schrift klar Stellung bezieht.

Der Zusammenhang unserer Geschichte heute ist auch so etwas, das immer gern auf die Seite geschoben wurde.

Es ist ein großer Kampf des Elia und ein großer Sieg und ja, 40 Mann hat er getötet.

Dabei ging es um nicht weniger als die Frage, ob man sich dem Falschen unterordnet oder beim Guten bleibt.

Elia hat für das Gute gekämpft, sich die Hände dabei blutig gemacht.

Dann kommt die Drohung von der Frau, die für das Falsche und Böse steht: „Dich krieg ich! Und dann bist du einen Kopf kürzer!“

Das schlägt ein bei Elia. Sein Mut ist auf einmal aufgebraucht, er rennt weg, rennt um sein Leben.

Seinen treuen Diener lässt er zurück, der soll nicht auch noch gefährdet werden.

Er selbst rennt weiter, in die Wüste hinein. Fällt völlig erschöpft unter einen Strauch, der etwas Schatten spendet. Betrachtet das Blut an seinen Händen. Bitter kommt es ihm hoch: Ist er jetzt wirklich besser als die anderen?

Er will nicht mehr leben. Schließt die Augen zum Schlaf. Und hofft, dass es der ewige Schlaf sein wird.

Nein. Wird es nicht.

Eine Berührung weckt ihn. Eine Stimme hört er. „Da – schau! Da ist ein Brot für dich! Und Wasser! Iss und trink!“

Und er schaut herum und sieht das Brot und das Wasser – war es schon immer da und er hat es nur übersehen, diese existentielle Hilfe übersehen?  Oder hat es ein Engel vorbeigebracht?

Wie auch immer, er isst und trinkt. Und schläft, schläft wieder.

Essen und Trinken und Schlafen – es gibt Lebenssituationen, da ist genau nur das dran. Mehr nicht. Aber das, das hilft. Essen und Trinken und Schlafen.

Und wieder wird Elia geweckt und wieder ist da Brot und Wasser. Und wieder isst er und trinkt – so sagt es ja die Stimme „iss und trink, denn du hast einen weiten Weg vor dir!“

Ja, dann kommt der weite Weg – Elia wird Gott treffen – unvermutet, fremd und neu. Elia wird neue Aufgaben erhalten, sein Leben geht weiter, die Geschichte der Menschen geht weiter.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Rapp zum Gottesdienst:

Was guckst du – ey?

 

Ich öffne die Augen

ich schaue mich um

seh Krieg und Verzweiflung

Mord und Blut nur ringsherum

seh Dürre und Flut

seh Angst überall

seh offene Münder

die heulen voll Qual

 

Was guckt guckst du – ey?

 

Ich schaue nach oben

zum Himmel hinauf

da oben ist Güte

und Frieden zuhauf

ach käm doch all dies

vom Himmel zur Erde

das Freude und Frieden

uns allen werde!

 

Was guckst du – ey?

 

Ich öffne die Augen

guck ganz genau hin

da gibt es eine Kanne,

eine Tasse mit Tee drin.

Und ein Plätzchen dazu.

Und eine, die hört mich

Hat Ohren

hat Ruh.

 

Was guckst du – ey?

 

Ich schaue nach vorn

ich glotz nicht zurück

Ich dreh mich nicht um

Zurück bringt kein Glück

Nicht immer ist´s schlecht

zurückzugucken

da kann man was lernen

kann Pläne schmieden

und Ziele finden

Aber jetzt, was ist jetzt dran?

Ich bin gefordert,

ich fange jetzt an!

Ich gehe los

guck nach vorn und nach oben

meinen graden Weg

wird der Himmel loben!

 

Was guckst du, ey?

 

Ich schaue nach oben

zum Himmel hinauf

hol mir Richtung von dort

und start meinen Lauf

Ich sehe zur Erde

zur Hilfe, die werde

zur Stärke für mich

zu dem, wir geben

und am Ende, das weiß ich

kommt das ewige Leben.

 

Ey, da guckst du – was?!

 

                                                                  Pfarrerin Dr. Bianca Schnupp

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