Predigt vom 13. Februar 2022

Predigt zur Predigtreihe der MarriageWeek „Eheglück erlangen“

13.02.2022

Manchmal ist es wie verhext ... immer dieselben Probleme... (Tobit 3+8 in Auswahl)

 

 

Liebe Gemeinde!

I

Kennen Sie das auch, dass etwas immer wieder schief geht? Sie wollen das nicht. Aber es passiert einfach.

Sie sind nicht alleine mit solch verhängnisvoller Erfahrung!

Wir springen mal hinein in einen Film:

Da sehen wir eine junge Frau. Sie ist hübsch. Und gut angezogen. Schon an ihrem Blick erkennen wir, dass sie das Sagen hat. Sara heißt sie und ist die Juniorchefin.

Gerade weist sie eine Magd zurecht. Energisch ist sie – der Laden muss ja laufen, da muss ordentlich gearbeitet werden, das muss diese Dienerin doch verstehen!

Die aber plustert sich auf. Stemmt die Arme in die Hüften, streckt den Kopf vor, rückt der Juniorchefin gefährlich nah und legt los:

„Was bildest du dir eigentlich ein?!! Du, du kriegst doch gar nichts zusammen! Jedenfalls nicht da, wo es darauf ankommt! Keine Hochzeit hat bei dir geklappt! Du Mörderin – sieben Männer hast du auf dem Gewissen! Geh doch mit dorthin, wo die sind! Weder Sohn noch Tochter von dir wollen wir sehen!“

Mit zusammengebissenen Zähnen hat Sara zugehört. Mit einer herrischen Kinnbewegung schickt sie die Magd weg. Dann dreht sie sich um, ihre Gesichtszüge entgleisen. Sie geht ins Haus, sie fängt an zu laufen, rennt die Treppe hinauf. Als sie ankommt, oben, in ihrer Kammer, da laufen schon die Tränen.

Die Magd – sie hat Recht und auch wieder nicht. Ja, die sieben sind gestorben, noch in der Hochzeitsnacht. Und nein, nicht Sara hat sie gemordet, ein Dämon war es, ein böser Geist, sie selbst ist im Innersten erschüttert über diesen sich immer wiederholenden Schrecken.

Tränenüberströmt greift Sara nach dem Seil in der Kammer – und legt es erschrocken wieder weg. Nein, das will sie ihren Eltern nicht auch noch antun, die leiden ja schon so!

Sie stellt sich ans offene Fenster. Sie sieht durch ihre Tränen hindurch den Himmel und die Bäume. Sie breitet die Hände aus und beginnt:

„Gott – o Gott – der Himmel soll dich loben! Und die Bäume mit ihrem Grün sollen dich preisen!
Ich aber bitte: Nimm mich weg! Ich will nicht mehr! Du weißt, dass ich nichts dafür kann – ich halte es nicht aus, dass mir alles Mißlingen angelastet wird – lass mich sterben Gott – oder wende mein Geschick! So will ich nicht mehr leben!“

 

II

Liebe Gemeinde!

Sie haben gemerkt, dass ich gerade (fast) den ganzen ersten Teil des Predigttextes erzählt habe. Aus dem Tobitbuch ist der. Ein jüdischer Roman aus dem 2. Jahrhundert. In den katholischen Bibeln schon immer dabei, in den evangelischen mal ja, mal nein: den sogenannten Apokryphen zugehörig, die zwischen dem ersten und dem zweiten Testament stehen. Und gut und nützlich zu lesen sind. Ähnlich wie das Buch Rut vom letzten Sonntag, so kann man auch das Tobitbuch einfach mal durchlesen. (Das ist ja nicht so häufig bei den biblischen Büchern.) Das Schöne an diesem Buch Tobit oder Tobias:

Hier werden vielfach bekannte menschliche Erfahrungen in einer symbolischen Sprache durchgespielt.

Bei der Sara ist das eben die Erfahrung, dass etwas ganz Entscheidendes in ihrem Leben immer und immer wieder misslingt. Sie ist in einer verhängnisvollen Wiederholungsschleife gefangen. Viele von uns kennen das. Da gibt es die Lateinschulaufgabe, die nie, nie gelingt.
Da wird die erste Ausbildung abgebrochen – und die zweite auch und jetzt ist die Angst riesig...
Da ist eine Frau auf der Suche nach einem Lebenspartner, aber immer wenn es fester werden soll, immer wenn sie anfängt von Kindern zu sprechen, dann hauen die Männer  ab.
Da ruft eine alte Mutter und der Sohn kommt angerannt und seine Frau ist nur sauer: Um sie kümmert er sich nie so intensiv.
Und so weiter und so fort –unsere Misslingenslisten können ganz schön lang sein...

So will ich nicht mehr leben!“  - das betet Sara. Ein Vorbild an Direktheit und Ehrlichkeit.

Sie ist nicht alleine mit ihrem aufrichtig verzweifeltem Gebet.
Das weiß sie nicht. Aber:
An einem ganz anderen Ort, da betet ein alter Mann – und hat doch dieselbe Bitte wie sie: „Lass mich sterben, Gott! So will ich nicht weiterleben!“ Der alte Tobit ist es, der so betet.

Und beide wissen nicht, noch lange nicht, dass sich genau in diesem Moment ihre beider Schicksal verändert hat. Das Gute beginnt ganz verborgen. Und vielleicht geht es nicht ohne den Ausruf: So will ich nicht mehr weiterleben!

„In derselben Stunde wurden beider Gebete von Gott in seiner Herrlichkeit erhört.“

Der Engel Rafael wird losgeschickt. Rafael, das heißt: Gott heilt. Der Engel macht nicht schnipp! Sondern es dauert seine Zeit. Aber jetzt geht es los...

Der Engel – eine Person von außen. Eine gute Freundin, die vermeintliche Normen in Frage stellt „Warum wartest du auf seinen Antrag? Warum darf eine Frau keinen Antrag machen?“ Eine Oma, die Latein überflüssig findet – oder ganz nüchtern darauf hinweist, dass Vokabeln jeden Tag gelernt werden müssen. Ein Therapeut, der recht hart den Bescheid gibt, wie wichtig es ist, erstmal mit sich selbst zufrieden zu sein. Und dann pragmatisch auf das Internet hinweist, wo man Menschen finden kann, die auch nach verbindlicher Beziehung suchen. Ein Bruder mit der Beobachtung, dass die Mutter immer einem Herzinfarkt nahe ist, wenn der Sohn mit seiner Frau in den Urlaub fahren will... Ein Klassenelternsprecher, der bei der Lehrerin interveniert ...

Der alte Tobit und die junge Sara haben gebetet. Und Gott hat ihr Gebet erhört. Freilich:  Die beiden wissen davon nichts. Es dauert  noch ganz schön lange, bis sich was ändert...Aber die Rettung ist schon unterwegs...

 

III.

Ein junger Mann klopft an eine Tür. Tobias heißt er, er ist der Sohn des alten Tobit. Tobias ist in fremdem Land ist er unterwegs. Aber hinter dieser Tür, da wohnen welche, zu denen kann er Vertrauen haben. Ihre Namen hat er schon mal gehört, ganz weitläufige Verwandtschaft ist es sogar, irgendwie. Einen Reisebegleiter hat er auch dabei, der junge Tobias. In Zeiten ohne google maps und ohne Navi sind Leute, die den Weg wissen, Gold wert. Genau, als er so jemanden brauchte, fand er ihn. Eine Zu-falls-bekanntschaft in seinem Wohnort. Fabelhaft ist dieser Reisebegleiter, er hat sich schon bewährt: Am ersten Abend ihres gemeinsames Weges, da wollte Tobias sich die Füße kühlen im Fluss. Ein Riesenfisch öffnete sein Maul – „Hilfe!“ konnte er nur schreien. Der Reisebegleiter war cool geblieben. Nein, er hat kein Wunder gewirkt. Er hat einfach nur gesagt: Pack den Fisch doch an den Kiemen und hol ihn heraus!

Wie gut, dass es solche Begleiter gibt, die sowas wissen: Lang doch da hin – so klappt es!

Der Fisch wurde ein leckeres Abendessen. Und dann hatte der Begleiter noch einen Tipp: Hebe dir die Leber, das Herz und die Galle auf von diesem Fisch!

Mittlerweile vertraute Tobias seinem Begleiter so sehr, dass er das einfach machte.

Nun also stehen sie vor der Tür. Er klopft.

Sie ahnen es schon: Hinter dieser Tür, da wohnt die unglückliche, todessehnsüchtige Sara mit ihrer Familie.

Die Tür geht auf, sie stellen sich vor, sie werden freundlichst empfangen.

Nachrichten werden ausgetauscht, Essen wird gerichtet. Und der Begleiter ermutigt den Tobias, um Sara zu werben. Tobias hat von dem Dämon gehört und verständlicherweise erstmal keine Lust, gar keine. Dann aber weiß der Begleiter auch für die Dämonenbekämpfung etwas: Herz und Leber des Fisches kommen zum Einsatz. Diese Innereien sollen auf dem Kohlebecken verbrannt werden, so wird der böse Geist ausgeräuchert. Das ist nichts übernatürliches, sondern Stand der Technik 200 vor Christus.

Der Tipp hat funktioniert. Aber war es der Tipp alleine? Oder doch auch das Gebet des Brautpaares – voll Vertrauen an Gott, ihnen beiden zu helfen?

Jedenfalls ist die schlimme Wiederholung gebannt. Das Paar kommt sich nahe und kann dann schlafen.

Am nächsten Morgen will der Brautvater schon ein Grab ausheben, er kann sich nicht vorstellen, dass die üble Serie vorbei sein soll. Lässt aber doch vorsichtig im Schlafzimmer nachschauen. Und, siehe da, das Brautpaar schläft – beide lebendig!

Das Wirken Rafaels – Gott heilt – geht noch weiter – das müssen Sie selbst erforschen, wir hören für heute hier auf.

Und der Friede Gottes...
                                                 Dr. Bianca Schnupp

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