Predigt vom 24. Dezember 2022 Christvesper

Im Namen…

Der Herr…

Weihnachten – da steht der Himmel offen.

Weihnachten feiern – das ist ein Blick ins Paradies.

Weihnachten feiern – Einen Blick in den Himmel werfen, das Paradies schauen – deshalb sind wir heute zusammen.

Wir wollen den Himmel sehen, das Paradies schauen – und bringen doch soviel irdisches mit. Ein erdenschweres Bündel aus eigenen Sorgen und Mitgefühl mit anderen tragen wir.

Da gibt es keinen besseren Ort für uns als den Stall und die Krippe. Denn: Das Paradies – das werden wir heute nicht fern am Himmel sehen. Sondern unter uns. Mitten unter uns – in Kälte und Dunkelheit – da, da werfen wir einen Blick ins Paradies!

 

Wir beten.

Herr Jesus Christus, du – Menschenkind, du – Gottessohn,
hier sind wir.
Mit allem, was uns beschäftigt. Mit allem, was wir mit uns herumtragen. Wir sagen dir in der Stille, was uns auf dem Herzen liegt.

Hier sind wir, du Menschenkind und Gottessohn, lass uns in deiner Nähe Mut finden und Hoffnung und neue Kraft.

Amen.

 

 

Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich…

 

Lukas 2,1-7

Chor/Ensemble

Lukas 2, 8-14

Chor/Ensemble

Lukas 2, 15-20

 

 

 

 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

„Herr gib mir ein Wort für mein Herz. Und ein Herz für dein Wort. Amen.“

 

Liebe Gemeinde!

Also, auf, gehen wir mit! Gehen wir mit, an der Seite der Hirtenleute. Wir gehen hin in der Dunkelheit, vorsichtig, mit tastenden Schritten. Unsere Augen haben sich noch nicht wieder ans Dunkel gewöhnt, auf der Netzhaut flirrt noch das Licht, das wir geschaut haben. Das himmlische Licht, jetzt ist es wieder weg, wir gehen im Dunkeln. In unseren Ohren klingt noch der Gesang der Engel – jetzt ist es wieder still, in der Ferne heult ein Wolf. Gehen wir an der Seite der Hirten nach Betlehem. Wir suchen nicht lange, finden ein Elternpaar und – das Neugeborene. Ein ganz neuer Mensch. Wie klein ein Mensch sein kann! Wie klein – und wie vollkommen!

Die Augen sind geschlossen, die Augenbrauen nur zu ahnen, das Näschen zart und rund, die Lippen hellrosa, die Bäckchen fein gerundet.

So also kommt Gott zur Welt. Unglaublich! So schön. So zart. So schutzbedürftig.

So also rettet Gott die Welt?! Schön und zart und schutzbedürftig?

 

Manchmal denke ich, ist es uns zu geläufig, die Weihnachtsgeschichte, wir kennen sie ja, manche von uns sogar auswendig. Der Retter – ist geboren – Hirten – Engel – Stall – kennen wir doch! Wie unglaublich das ist – das macht dann ein Blick von außen deutlich: Einer unserer Gäste im Kirchenasyl stammte aus dem Irak. Bewunderte unsere schöne Krippe hier. Fasste sich dann ein Herz und fragte ganz vorsichtig, welche der Figuren denn nun unser Jesus sei, unser Religionsstifter. Ich fragte zurück: „Was denken Sie denn?“ Und er überlegte ein bisschen und zeigte dann auf – den Josef. Ja, ein Religionsgründer, ein Retter, der muss doch erwachsen sein. Mindestens.

Und ich merke, es ist doch gut, immer wieder nachzudenken über diese Geschichte. Damit wir nicht nur mit dem Kopf etwas wissen, sondern –wenigstens ansatzweise – mit dem Herzen verstehen.

 

 

Die Hirten hatten einen Vorteil: Ihnen war Gottes Engel erschienen. Hat ihnen das Unglaubliche gesagt. Große Freude für alles Volk, wirklich für alle. Die Erkennungszeichen der Freude: Windeln und eine Futterkrippe. Kleinheit und Armut. Und dann konnten sie noch alle die himmlischen Gestalten sehen und hören, wie sie Gott lobten und den Menschen – Frieden ansagten.

So gebrieft stehen sie nun bei dem Neugeborenen. Ihr Herz ist voll, ihr Mund fließt über. Sie sprudeln alle Engelsworte und Gesänge hervor.

 

Wir haben einen Vorteil:

Wir wissen wie die Geschichte weiterging, wissen von dem Erwachsenen Jesus, der sanft stark war. Der weiter das Menschenschicksal auf sich nahm, Angst und Tränen und Schmerzen litt. Ja, den Tod. Wir wissen, dass er nicht im Tod blieb. Wieder waren es Engelworte, die das Unglaubliche sagten: „Er ist auferweckt!“ Worte, die Kreise zogen, Menschen, die die Nähe und Lebendigkeit Jesu Christi bezeugten und bezeugen. Hoffnung darauf, dass der Auferstandene am Ende uns hindurchziehen wird in sein Leben. Hoffnung darauf, dass der Auferstandene eines Tages wirklich alles, alles zurechtbringen wird.

 

So nehmen wir unser Wissen wie die Hirten die Engelsworte. Beugen uns gemeinsam über die Krippe. Betrachten miteinander das neugeborene Kind.

Wie klein ein Mensch sein kann! Wie klein – und wie vollkommen!

Die Augen sind geschlossen, die Augenbrauen nur zu ahnen, das Näschen zart und rund, die Lippen hellrosa, die Bäckchen fein gerundet.

Wir bewundern die zarte Haut und die leisen Atemzüge.

Wer sich je über ein schlafendes Neugeborenes gebeugt hat, weiß: So ein schlafendes Baby, ja das ruft das allerbeste in uns hervor.

Zuwendung und Erbarmen durchströmen uns. Bewunderung dieser Vollkommenheit. Freude über diese Schönheit.

Unsere Sinne werden geschärft für das Gute und das Schöne in der Welt. Unser Herz wird bereit, das unsere zu tun, um mitzuhelfen.

So also rettet Gott die Welt. So Schön und zart und schutzbedürftig.

Amen.

 

Lied: Ich steh an deiner Krippen hier…

 

Gebet:

Wir beten.

Herr Jesus Christus, Gotteskind und Menschensohn,

wir stehen an deiner Krippe.

Bei Dir lernen wir, zu vertrauen,

dass in der Mitte der Nacht ein neuer Tag beginnt,

dass inmitten der Kälte geheimnisvoll Wärme zu finden ist,

mitten im Dunkel das Licht aufscheint.

Herr Jesus Christus, Gotteskind und Menschensohn, du Retter,

mach ein Ende mit den Kriegen - bring deinen Frieden in die Welt – wir brauchen ihn

 

Guter Gott, nach einem langen, unruhigen Jahr kommen wir vor Dir zusammen.

Und wir bringen mit: unsere Müdigkeiten,

unsere Sorgen um uns selbst und um andere,

unsere Sehnsucht nach Frieden,

unsere Dankbarkeit für gute Erfahrungen –

und waren sie noch so zart.

 

So feiern wir gemeinsam vor Dir Weihnachten.

Wir danken dir für dieses Fest aller Feste.

Das uns den Sinn weitet, die Augen öffnet,

uns frei atmen und fröhlich lachen lässt,

so dass unserer Seele Flügel wachsen.

 

Guter Gott, du lässt uns nicht allein,

gibst uns nicht verloren,

hast uns nicht abgeschrieben.

Du kommst zu uns in der Geburt deines Sohnes,

im Wehen deines Geistes

und feierst mit uns dieses Fest.

Dafür danken wir dir.

 

Und wir bringen vor dich all die Menschen,

an die wir jetzt denken:

Kranke und Sterbende,

Menschen auf der Flucht und ohne Obdach,

Menschen im Krieg und in Not,

Einsame und Verzagte.

Lass auch sie deinen weihnachtlichen Frieden erfahren.

Und mach uns bereit, wach, sensibel und mutig,

deine Freundlichkeit in diese Welt zu tragen.

 

Das bitten wir dich durch Jesus Christus,

das neugeborene Kind, den Bruder,

den Anker und Kompass unseres Lebens.

Amen.

 

 

Vaterunser

 

Pfarrerin Dr. Bianca Schnupp

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